Da dieser rail coach auch einmal den einen oder anderen Güterwagen so von Station zu Station schleppen sollte, war einfach neben der hinteren Kupplung auch eine Frontkupplung erforderlich, denn wenn schon mal ein Wagen mit auf die Reise genommen werden soll, da kann es durchaus möglich sein, dass ein paar kleinere Rangierbewegungen nötig sind – und da konnte ich auf eine arbeitsfähige Frontkupplung nicht verzichten. Nur wollte ich eben nicht auf die originale Kupplungsaufnahme verzichten, die einfach zum Modell dazugehört!
Im Bild oben ist eigentlich außer der Kadee-Kupplung in der Kupplungsführung überhaupt nichts zu sehen, aber ein bisschen verborgen befindet sich an der Spitze des Pfeiles der Drehzapfen, um den sich die Kupplung drehen und damit seitlich ausschlagen kann. Dieser Pivotpunkt ist unmittelbar vor die Frontplatte in die Kupplungsführung gesetzt, und ist nichts weiter als ein kurzes Stück 0,5er Draht und wird im Bild nahezu vollständig von dem Entkupplungshebel verdeckt. Natürlich ist sowohl die Führung wie auch der Schaft der Kupplung durchbohrt, um den Stift als Drehpunkt aufnehmen zu können.
Und bevor die Frage aufkommt, ob denn der Augenbolzen nicht aus der Bohrung hinten am Schaft der Kupplung herausgezogen könnte? Nein, ganz sicher nicht! Die Bohrung ist etwa zwei oder Zehntel größer gebohrt als der Draht des Augenbolzens und dann habe ich vor dem Einkleben einen winzigen Kopf an das Ende des Drahtes “geschmiedet”. Und damit hält der gehärtete Sekundenkleber den Stift absolut sicher in diesem Sackloch fest.
Das gleiche Prinzip ist auch an diesem Lokmodell einer SP class A-6 Atlantic angewendet, aber ich denke, dass dazu nicht viel mehr gesagt werden muss.
Mehr ist nicht und einfacher geht’s auch nicht. Aber es funktioniert!
Eine Variante der Montage einer arbeitsfähiger Frontkupplung ist an einem Lokmodell der N&W class M 4-8-0 realisiert und auch da ist nur die Kupplung sichtbar, die aber dank des Umbaus voll arbeitsfähig ist und trotzdem in keiner Weise die Details des Modells in negativer Weise beeinflusst. Wegen des offenen Rahmens kam eine Zugfeder nicht in Betracht, um die Zentrierung der Kupplung zu gewährleisten.
Etwas problematischer war es, einen passenden Bolzen für den Pivot-Punkt zu finden, die Bohrung in der Kupplungsaufnahme war gleich 1,5mm groß! Im Hintergrund ist die kleine Schraube zu sehen, die ich schließlich verwendet habe, nur M1 mit einem Schaft von 1,1mm. Der Schraubenkopf ist nun der "Drehzapfen", allerdings habe ich ihn in der Kupplungsaufnahme festkleben müssen, während sich die Kupplung um diese fixierte Schraube als Zapfen dreht.
Die Art eines neuen Drehpunkts für die Kupplung wird sich von Fall zu Fall unterscheiden, ich bin mir aber sicher, dass die zumeist gut ausgebildeten Kupplungsaufnahmen am Pilot von Modelllokomotiven immer eine Möglichkeit bieten, da etwas Brauchbares zu installieren. In jedem Fall ist natürlich eine Bohrung als neuer Drehpunkt im Hals der Kupplung erforderlich und die Kupplung sollte wirklich frei beweglich sein. Das originale Auge an den Kadee-Kupplungen sollte man für diese Fälle definitiv vergessen.
So wie im Bild oben sieht es in diesem Fall mit dem am Modell wieder eingebauten Pilot von unten aus, das vordere Drehgestell der Lok ist für diese Ansicht noch nicht eingesetzt. Deutlich zu erkennen ist der frei laufende Federdraht, der etwa in der Mitte des Bildes zwischen dem Zylinderblock und unter einem Abdeckblech des Rahmens in einer eingefrästen Nut locker eingelegt ist. Auch nach der Montage kann die Kupplung noch ausgerichtet werden. Dazu ist gegebenenfalls mit einer feineren Flachzange der Federdraht hinter der Kupplung geringfügig zu biegen, bis die Kupplung sauber in Richtung der Gleisachse ausgerichtet ist. Ist die Kupplung auch etwas in der Höhe beweglich, kann sogar auf diese Weise die exakte Höhenlage des Kupplungskopfes eingestellt werden.
Zu guter Letzt habe ich noch das Kettenglied ergänzt, mit dem sich über den Entkupplungshebel der Verriegelungsbolzen der Kupplung zum Öffnen der Klaue anheben liese, wenn es sich denn um das Vorbild handeln würde. Ich werde mich zum Entkuppeln wieder der Schaschlikspieße bedienen müssen, denn aus optischen Gründen habe ich den standardmäßigen Entkupplungbügel von Kadee abgeschnitten. Diese braucht ja eigentlich sowieso keiner, da auf den Anlagen und Modulen höchst selten Entkupplungsmagnete eingebaut sind und wenn doch, gibt es immer wieder ungewollt getrennte Züge, weil sie natürlich immer dort zum Stehen kommen, wo ein Entkupplungsmagnet eingebaut ist, oder eben auch nicht vorhanden sind, wo man sie denn eigentlich bräuchte. Ich glaube jedoch, dass die Nutzung von Schaschlikspießen zum Entkuppeln, vielleicht auch des einen oder anderen eleganteren Hilfsmittels in der Zwischenzeit so weit verbreitet ist, dass man auf die Entkupplungshebel getrost verzichten kann. Modellgemäße Luftschläuche an den Fahrzeugen sehen sowieso besser aus!
Der Vollständigkeit halber sei noch ergänzt, dass keine dieser Ideen zur Nutzung arbeitsfähiger Frontkupplungen an Triebfahrzeugen auf "meinem Mist" gewachsen ist. Ich wollte sie nur mal aufschreiben, um Lösungen vorzustellen, wie ich sie realisiert habe. Vielleicht hilft es auch dem einen oder anderem Modellbahner. Es würde mich freuen!
Diese Beschreibung wie auch eine große Anzahl weiterer "Tipps und Tricks" können Sie unter dieser Rubrik auch auf der Website des Autors www.us-modelsof1900.de finden, insbesondere lassen sich da die Bilder nochmals stark vergrößert betrachten. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei der Ausführung Ihrer Arbeiten und zusätzlicher Detaillierungen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen